Annette Rosner bietet in der Hohenbergschule Deutschkurse an

An einem Mittwochmorgen in einem kleinen Raum in der Hohenbergschule: Obwohl der Unterricht noch gar nicht begonnen hat, diskutieren zwei Frauen lebhaft miteinander über die Wörter in ihren Schulheften. Sie sprechen nicht die gleiche Sprache, aber sie haben ein gemeinsames Ziel: Sie möchten Deutsch lernen. Annette Rosner hilft ihnen dabei.                           Dunja Bernhard

 

Rottenburg. Annette Rosner bietet zwei Mal in der Woche „Deutsch für ausländische Mitbürger“ an. Vor sieben Jahren sei sie durch einen Artikel im TAGBLATT auf den Kurs aufmerksam geworden. Doris Uysal, Lehrerin an der Hohenbergschule, habe ihn damals geleitet. Ihr war aufgefallen, dass viele Eltern ihrer ausländischen Schüler kein Deutsch sprachen und den Kindern bei den Hausaufgaben nicht helfen konnten. Das wollte sie ändern. Rosner brachte ihre Übungen aus der Kinesiologie in den Kurs ein, die bei der Konzentration und beim Lernen helfen. Mittlerweile organisiert sie den Unterricht allein.

Nach und nach finden sich vier Frauen und ein Mann in dem Raum ein und legen als erstes ihr Wörterbuch auf den Tisch. Sie sprechen Rumänisch, Ungarisch, Polnisch, Italienisch und Pakistani. Drei haben sich heute entschuldigt. Rosner beginnt mit Übungen aus ihrem kinesiologischen Fundus. „Das macht uns erst mal wach“, sagt sie. Die Hände werden massiert und die Arme in einer bestimmten Richtung abgeklopft. „So fließt die Energie zum Gehirn.“ Dabei werden dann gleich Vokabeln geübt: Hand, Daumen, Zeigefinger, Arm, Schulter, links und rechts. Alles ganz spielerisch und scheinbar nebenbei.

Den Teilnehmern scheint es Spaß zu machen und viele Wörter können sie auch schon. Gemeinsam suchen sie nach den richtigen Artikeln. Denn dass die im Deutschen ganz wichtig sind, aber auch sehr schwierig, haben sie schon gelernt. Die Stimmung ist entspannt und über ihre Fehler können alle gemeinsam lachen.

Die erste zieht es zu ihrem Heft, sie will die neuen Wörter aufschreiben. So motivierte Schüler wünschte sich wohl mancher Lehrer. Rosner schreibt die neuen Begriffe an die Tafel. Konzentriert sitzen die Teilnehmer über ihren Heften. Ihr sei es wichtig, sagt Rosner, dass ihre Schüler zuerst einmal ihre Körperteile und die Gegenständen ihrer Umwelt benennen können. Das wird dann auch gleich geübt: „Das Bild hängt an der Wand. Die Lampe hängt an der Decke.“ Warum nicht „unter der Decke“?, will eine Teilnehmerin wissen. „Schwierig“, gibt Rosner zu. „Wir sagen ’an‘“. Und so lernen die Sprachschüler noch viele Besonderheiten der deutschen Sprache. Manchmal schütteln sie verwundert den Kopf – aber sie schreiben alles auf. Dann bilden die Teilnehmer in Gruppen aus Wortkarten Sätze. Dabei helfen sie sich gegenseitig über Sprachbarrieren hinweg. Anschließend werden die fertigen Sätze vorgelesen.

Sie habe auch schon eine Teilnehmerin gehabt, die mehr als zehn Jahren in Deutschland lebte und weder lesen noch schreiben konnte, obwohl ihre Kinder zur Schule gingen, erzählt Rosner.

Manche Teilnehmer haben nur im Kurs die Gelegenheit Deutsch zu sprechen, erzählt Annette Rosner. Ihnen fehle völlig die Übung. Dabei seien sie oft seit vielen Jahren in Deutschland und haben auch schon einen Integrationskurs gemacht. Aber sie vergessen wieder, was sie dort gelernt haben. Zu ihrem Unterricht können Interessierte jederzeit dazu kommen und auch über Jahre hinweg bleiben, sagt Rosner.

„Die Kinder der überwiegend weiblichen Teilnehmer sprechen aber häufig perfekt Deutsch“, berichtet Rosner. Manchmal gibt sie auf Zetteln Nachrichten mit, wenn trotz Wörterbuch und Zeichensprache Dinge im Unterricht unklar geblieben sind. Dann erklären die Kinder ihren Müttern, was Rosner gemeint hat.

Der Kurs: Deutsch für ausländische Mitbürger

 

Ihren Kurs bietet Annette Rosner in der Schulzeit immer mittwochs und donnerstags in zwei Gruppen in der Hohenbergschule an.
Der erste ist von 8.30 bis 10.15 Uhr, der zweite von 10.30 bis 12 Uhr. Für jede Unterrichtsstunde wird 1 Euro Teilnahmegebühr erbeten.
Annette Rosner arbeitet außerdem als Gedächtnistrainerin und bietet Lernunterstützung mit Kinesiologie (Lehre von der Bewegung) an.

Annette Rosner beim Unterricht in der Hohenbergschule. Zweimal die Woche bietet sie hier "Deutsch für ausländische Mitbürger" an.
Annette Rosner beim Unterricht in der Hohenbergschule. Zweimal die Woche bietet sie hier "Deutsch für ausländische Mitbürger" an.